Impfen in Corona-Hotspots
Wie mobile Impfteams sozial Benachteiligte schützen
Der Stadtteil Köln-Chorweiler ist zu einem Corona-Hotspot geworden. Mit einem Inzidenzwert von über 500 liegt die Zahl der Neuinfektionen hier um ein Vielfaches höher als im restlichen Stadtgebiet. Die Stadt Köln hat jetzt reagiert und bietet zusätzliche Impfungen in Vierteln mit besonders hohen Infektionszahlen an.
In einem mobilen Impfbus im Zentrum von Chorweiler können sich seit Anfang der Woche Menschen altersunabhängig impfen lassen – ganz ohne Termin oder Anmeldung. Lediglich der Wohnort spielt eine Rolle. Die vorgeschriebene Impfreihenfolge werde dadurch nicht ausgehebelt, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker gegenüber dem Sender Phoenix. „Es ist uns gelungen, für diese Menschen in den Sozialräumen eine Priorisierung auf die Gruppe drei vorzuziehen, und die Gruppe drei ist jetzt dran“, so Reker.
„Da wir mit gesondertem Impfstoff impfen, entgeht hier niemandem eine Impfung, die er sonst bekommen hätte“, erklärte die Kölner Oberbürgermeisterin weiter. Für das Pilotprojekt waren vom Land Nordrhein-Westfalen zusätzliche Impfdosen der Hersteller Moderna und Johnson&Johnson zur Verfügung gestellt worden. Die Stadt will das Projekt jetzt schrittweise auf andere Stadtteile mit vergleichbaren Problemen ausweiten.
Ärmere Viertel besonders stark betroffen
Nicht nur in Köln, auch in anderen Städten sind meist die ärmeren Viertel besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts ist die Zahl der Covid-19-Todefälle während der zweiten Infektionswelle in sozial benachteiligten Regionen am stärksten gestiegen. „Im Dezember und Januar lag die Covid-19-Sterblichkeit in sozial stark benachteiligten Regionen um rund 50 bis 70 Prozent höher als in Regionen mit geringer sozialer Benachteiligung“, heißt es auf der Seite des Instituts.
Welche Faktoren für die erhöhten Infektionszahlen verantwortlich sind, ist unklar. Als mögliche Gründe werden unter anderem beengtere Wohnverhältnisse in den Vierteln, fehlende Home-Office-Möglichkeiten und eine stärkere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel genannt. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts hat ergeben, dass in der frühen Phase der Pandemie Stadtteile mit niedriger Arbeitslosigkeit stärker betroffen waren, während es im späteren Verlauf vor allem Stadtteile mit hoher Arbeitslosigkeit getroffen hat.
Um die Krankenhäuser zu entlasten, hatten Intensivmediziner zuletzt gefordert, verstärkt in sozial benachteiligten Stadtteilen zu impfen. „Auf den Intensivstationen liegen überdurchschnittlich viele Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten, Menschen mit Migrationshintergrund und sozial Benachteiligte“, sagte Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), gegenüber der Rheinischen Post. Für den Schutz dieser Menschen „sollten alle Bürgermeister und Gesundheitsämter mobile Impfteams in die sozialen Brennpunkte ihrer Städte schicken“, so der DIVI-Leiter.