Nachhaltigkeit

Second-Hand-Mode: Wie nachhaltig ist gebrauchte Kleidung?

Second-Hand – ist der Fast-Fashion-Gegner wirklich die ökologische Lösung?

Billig und viel kaufen, nie tragen und schnell wegwerfen. Diesen Kreislauf durchlebt Kleidung mittlerweile für die meisten. Bei 85 Prozent des Kleiderschrankinhalts der deutschen handelt es sich laut Greenpeace um Neuware.

Inzwischen hat sich jedoch eine kritische Gegenstimme gegen die Fast-Fashion-Giganten wie H&M, Zara und Co. gebildet. Denn die Textilindustrie ist Greenpeace zufolge für zehn Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich und eine der Hauptursachen für die weltweite Wasserverschmutzung. Wer sich den Spaß an neuen Trends nicht nehmen lassen will, greift also am besten auf Mode zurück, die bereits im Umlauf ist: Second-Hand-Fashion.

Gründe für die nachhaltige Alternative:

  • Es ist besser für die Umwelt

Da die Kleidung bereits im Umlauf ist, werden keine neuen Ressourcen für die Neuproduktion von Ware belastet. Auch der Verpackungsmüll wird reduziert. Zudem wird wegen geringerer Nachfrage weniger neue Kleidung produziert und demnach weniger Artikel weggeworfen. Denn nur 40 Prozent aller Stoffe werden nach Angaben von Greenpeace wiederverwendet und recycelt, – der Rest wird verbrannt oder auf Deponien entsorgt. Das Kaufen von Second-Hand-Artikeln entlastet also unsere Umwelt in der Herstellung sowie in der späteren Entsorgung.

  • Weniger Müll wird produziert

Da Second-Hand-Kleidung meist unverpackt kommt, muss auch keine neue Verpackung hergestellt werden, die weiteren Müll produziert.

  • Auf Schnäppchenjagd muss nicht verzichtet werden  

Ein Top für fünf oder eine Jacke für zehn Euro. Günstige Preise macht nicht nur die Fast-Fashion-Industrie möglich. Auch gebrauchte Kleidung im gut sortierten Second-Hand-Shop oder auf dem Flohmarkt kann man für wenig Geld bekommen. Sofern man nicht im überteuerten Vintage-Second-Hand-Laden in der Innenstadt einkauft, ist die gebrauchte Kleidung meistens günstiger als im Geschäft. Wenn man sich dazu noch nett mit den Verkäufern unterhält, kann man auf dem Flohmarkt oder in den Läden manchmal sogar noch einen kleinen Rabatt rausschlagen.

  • Die Qualität ist oft besser

Fast-Fashion Kleidung ist günstig, darunter leidet aber auch die Qualität der Stoffe. 70 Prozent der weltweiten Textilien bestehen Greenpeace zufolge aus Plastik. Anders sieht das bei langlebigen Kleidungsstücken aus, die bereits seit mehreren Generationen im Umlauf sind.

  • Second-Hand-Kleidung ist einzigartig

Die meisten gebrauchten Artikel sind Einzelstücke oder gibt es in der Ausführung nicht mehr. Für Individualisten, die nicht die gleichen Sachen tragen möchten, wie jedermann also eine perfekte Möglichkeit, aus der Masse herauszustechen.

Was muss ich beim Second-Hand-Shoppen beachten?

Es steht fest: Second-Hand-Mode ist eine nachhaltigere Alternative zum Neukauf. Trotzdem gilt zu beachten, dass Second-Hand nicht gleich Second-Hand ist. Wer also richtig ökologisch shoppen will, muss auch beim Kauf von gebrauchter Kleidung einige Dinge beachten.

  • Aus welchem Material besteht die Kleidung?

Viele Kleidungsstücke, die in Second-Hand-Shops verkauft werden, stammen von Fast-Fashion-Marken. Das wohl am häufigsten verwendete Material ist Polyester. Problem ist hier nicht nur, dass die Kleidungsstücke eine schlechtere Qualität haben. Polyester sorgt zudem für das Mikroplastik-Problem. Denn beim Waschen der Kleidung lösen sich Polyesterfasern, die laut einer Studie der Plymouth Universität in Großbritannien in unseren Flüssen und Meeren landen. Bei Materialien wie Baumwolle oder Leinen ist dies nicht der Fall.

  • Woher kommen die Sachen?

Am nachhaltigsten ist es, Second-Hand-Kleidung zu kaufen, die bereits seit längerer Zeit im Kreislauf ist. Doch wie sieht es mit neuwertigen Anziehsachen von Fast-Fashion-Marken aus, die weiterverkauft werden, – ist das nachhaltig? Die Antwort lautet: Nein. Es ist zwar besser für die Umwelt, ein Fast-Fashion-Teil gebraucht zu kaufen, als neuwertig. Nichtsdestotrotz wird in den Geschäften weiterhin eingekauft und eine Kaufnachfrage signalisiert.

  • Der Konsum wächst

Die Auswahl an gebrauchter Kleidung ist riesig und vielseitig. Doch genau hier liegt das Problem. Es ist oft schwieriger, nach spezifischen Kleidungsstücken Ausschau zu halten, die man auf seiner Wunschliste stehen hat. So kann man schnell dazu verleitet werden, mehr Teile zu kaufen, als man benötigt. Da gebrauchte Kleidung günstig ist, können Spontan- und Fehlkäufe häufiger entstehen. Es gilt zu beachten: Übermäßiger Konsum ist auch gebraucht, nicht nachhaltig.