Verschwundene Babys

Vorgetäuschter Kindstod in der DDR: Hier finden Betroffene Hilfe

In der DDR wurden Kinder von ihren Eltern getrennt und zur Adaption freigegeben. Bis heute wissen viele Eltern nicht, was mit ihren Kindern passiert ist.

Im Jahr 2008 wird Reginas Leben völlig auf den Kopf gestellt: Ihr Sohn, den sie seit Jahrzehnten für tot hält, soll doch am Leben sein.

Eike wird Anfang der 80er Jahre in der DDR geboren – damals noch unter dem Namen Daniel. Im Alter von einem Jahr kommt er mit dem Verdacht auf Hirnhautentzündung in ein Krankenhaus. Als Regina ihn eines Tages wie üblich besuchen möchte, erfährt die junge Mutter, dass ihr Sohn gestorben sei. Ein paar Tage später erhält sie sogar eine Sterbeurkunde. Um das Begräbnis habe sich bereits das Jugend- und Sozialamt gekümmert, sagte man ihr. Obwohl der plötzliche Tod ihres Sohnes für Regina ein Schock war, glaubte sie der Klinik.

Immer wieder gibt es Berichte von Eltern, die glauben, ihre Kinder würde noch leben und ihr Tod sei nur vorgetäuscht – einige Experten vermuten sogar mehrere tausend Fälle. Wie viele Familien genau betroffen sind, ist jedoch unklar. Der Fall von Regina und Eike ist bisher der einzige, in dem ein DNA-Test beweisen konnte: Der Tod von Eike wurde nur vorgetäuscht.

Die Folgen der jahrelangen Trennung sind für Mutter und Sohn bis heute spürbar. Immer wieder versuchen sie, sich einander anzunähern, doch das ist für beide nicht leicht. Jahrelang hat Regina um ihren toten Sohn getrauert. Dass er jetzt als erwachsener Mann vor ihr steht, ist für sie noch immer schwer zu glauben: „Verstand und Herz stimmen nicht überein. Meine Trauer über seinen Tod ist immer noch größer als die Freude, dass er lebt.“

Ab dem 28. März zeigt RTL+ vier Folgen der True-Crime-Doku „Entrissen – Die verschwundenen Babys der DDR". Die Reihe erzählt von Müttern, die nach ihren Kindern suchen, weil sie fest davon überzeugt sind, dass sie nicht gestorben sind.

Hier finden Betroffene Hilfe

  • Die Interessengemeinschaft gestohlene Kinder der DDR ist ein Zusammenschluss von Betroffenen von Zwangsadoption oder vorgetäuschtem Säuglings- bzw. Kindestod in der ehemaligen DDR und bietet Beratung und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.
  • Die Zentrale Auskunfts- und Vermittlungsstelle (ZAuV) des Bundesamtes für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) wurde im Rahmen der Aufarbeitung politisch motivierter Adoptionen in der DDR eingerichtet und ist eine Anlaufstelle für Adoptierte, leibliche Eltern von Adoptierten, Adoptiveltern, sowie Geschwister und sonstige Verwandte. Hier finden Sie auch eine Liste mit staatlichen und privaten Institutionen, die Sie beraten und bei der Recherche unterstützen können.
  • Die Journalistin Henriette Fee Grützner recherchiert seit Jahren eine Vielzahl von Fällen, wo der plötzliche Kindstod in der DDR mutmaßlich nur vorgetäuscht wurde. Weitere Informationen zu der Journalistin finden Sie hier: www.henriettefeegruetzner.de