Schulen, Läden, Museen geöffnet
Der Schweizer Corona-Weg: Was macht das Land anders?
Anders als die meisten europäischen Länder setzt die Schweiz bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie mehr auf Eigenverantwortung und weniger auf strenge Maßnahmen. So waren Schulen, Hotels und Skigebiete nur während des ersten Lockdowns vollständig geschlossen. Restaurants, Kultur- und Freizeiteinrichtungen mussten erst kurz vor Weihnachten schließen, Geschäfte waren noch bis zum 18. Januar geöffnet.
Die zweite Welle hatte das Land besonders hart getroffen. Im November lag der Sieben-Tage-Inzidenzwert zeitweise über 600. Während der ersten und zweiten Welle hatte die Schweiz zudem eine starke Übersterblichkeit zu verzeichnen. Aktuell liegt der Inzidenzwert bei 102.
Am 1. März sind erneut erste Lockerungsschritte in Kraft getreten. Dazu gehört die Öffnung von Geschäften, Museen und Bibliotheken, aber auch Zoos, botanische Gärten und Sportanlagen im Freien dürfen wieder öffnen. Draußen sind Treffen mit bis zu 15 Personen erlaubt. Kinder und Jugendliche dürfen wieder den meisten kulturellen und sportlichen Freizeitaktivitäten nachgehen.
„Strategie statt Pandemie“: Massentests im Kanton Graubünden
Einen Sonderweg innerhalb der Schweiz geht der als Wintersportziel beliebte Kanton Graubünden. Um die Infektionsrate trotz geöffneter Skigebiete gering zu halten, setzt man hier auf das vom deutschen Humanmediziner und Epidemiologen Prof. Joachim E. Fischer entwickelte Prinzip „Strategie statt Pandemie“, das auf einer breit angelegten Teststrategie basiert.
Seit Anfang Februar werden in Graubünden deshalb massenweise Tests durchgeführt, vor allem in Betrieben. In mehr als 1.000 regionalen Unternehmen testen sich die Angestellten ein bis drei Mal pro Woche mithilfe eines PCR-Gurgeltests selbst. Die Probe wird bei der Arbeitsstelle abgegeben oder aus dem Homeoffice abgeholt und in ein Labor gebracht. Noch am selben Tag erhalten die Mitarbeiter ihr Testergebnis. So konnten bei insgesamt 70.000 Tests seit Anfang Februar bereits etwa 120 positive Fälle herausgefiltert werden.
Am 8. März startete das Testprogramm auch in den Schulen. „Wir haben ausgerechnet, dass eine Woche Lockdown – und wir haben verschiedene Varianten von Schließungen genommen – 15 bis 30 Mal teurer ist als diese Testaktion“, sagt Martin Bühler, Leiter des Amts für Militär und Zivilschutz in Graubünden und Koordinator der Massentests. Lange Zeit lag der Inzidenzwert in dem Kanton deutlich unter dem Wert für die gesamte Schweiz, doch inzwischen ist die Inzidenz auch in Graubünden auf 98 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gestiegen. Das liegt nach Informationen des Kantons daran, dass durch die vermehrten Tests jetzt auch deutlich mehr asymptomatisch Erkrankte herausgefiltert werden.